Der romanische Turm
Von dem ehemaligen Kirchenbau aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts ist noch der Turm erhalten. Der quadratische Turm ist aus Laerer Bruchstein vom Rande des Teutoburger Waldes erbaut, nur die Ecken und die Einfassungen der Öffnungen weisen Werksteine auf. Ohne Gliederung, nur mit schmalen Schlitzen versehen, steigt das wuchtige Mauerwerk des Turmes empor.
Auf 3/4 seiner ursprünglichen Höhe liegen gekuppelte Schallöffnungen: an der Nord- und Südseite je zwei unter einem Rundloch, an der Ost- und Westseite je eine unter zwei Rundlöchern. Schallöffnungen und Rundlöcher sind von einem steinernen Rundstab eingefasst.
Im Innern des Turmes sind in den beiden Geschossen zwei kreuzförmige Gratgewölbe. Sie ruhen auf Schildgurten, die schon, ebenso wie die Schallöffnungen oben, den Spitzbogenschluss – als Übergang zur Gotik – anklingen lassen. Das oberste, in Backstein ausgeführte und verputzte Stück des Turmmauerwerks und der gedrungene Pyramidenhelm wurde 1838 aufgesetzt. Das Westportal stammt aus der Zeit um 1900. Hier ist im Relief Christus als Weltenrichter mit Petrus und Paulus zu sehen.
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Lageplan
Epoche
Romanik - weitere Werke
Themenrundgänge
Vorherrschender Baustoff für die Wohnhäuser waren im frühen Mittelalter Holz und Lehm. Die ersten Steinhäuser hier im Münsterland waren oftmals die Kirchen. Als Baustoff standen örtliche Mergelsteine – oder wie beim Turm von Sankt Magnus – Kalksteine aus der weiteren Umgebung zur Verfügung, die allenfalls grob behauen zu Mauern aufgeschichtet wurden. Mit der Verbesserung der Baukunst und dem materialsparenden Ansatz der Gotik wurden die Ansprüche an die Maßhaltigkeit des Mauermaterials höher. Durch die Verarbeitung des Baumberger Sandsteins aus dem westlichen Münsterland ließen sich diese Anforderungen erfüllen.
Der Baumberger Kalksandstein oder auch Baumberger Sandstein ist ein mergeliger Kalkstein der münsterländischen Baumberge. Seit ca. 1000 Jahren wird er nahe den Ortschaften Havixbeck, Billerbeck und Nottuln abgebaut. Verwendet wird dieser Naturstein für Massivbauten, Pflaster- und Bordsteine, Treppen, Fensterbänke und Bodenplatten außen. Im Mittelalter fand er in ganz Norddeutschland und den Niederlanden Anwendung. Der Baumberger Sandstein wurde unter anderem am Bocholter und am Münsteraner Rathaus sowie am Kölner, Münsteraner und Osnabrücker Dom verbaut und für Grabsteine auf dem Zentralfriedhof in Münster verwendet. Er eignet sich sowohl für die Herstellung von Bauplastik und -zier als auch für die Herstellung moderner Skulpturen durch Steinbildhauer.
Der Sandstein aus den Baumbergen bei Münster hat mit seinem warmen Farbton das Erscheinungsbild des Münsterlands geprägt. Hier und auch überregional war und ist der „gelbe Baumberger“ bei Steinmetzen und Bildhauern beliebt und begehrt. Denn in seiner Eignung für feinste Ausarbeitungen ist der Baumberger Sandstein in Deutschland konkurrenzlos.
Auch bei der Neugestaltung von sakralen Räumen im Münsterland wird weiterhin auf das traditionelle Material zurückgegriffen. Jüngstes Beispiel dafür sind der neue Altar und der neue Ambo in der St. Magnus-Kirche in Everswinkel, die im April 2021 wieder eingeweiht wurde.
Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst. | In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. | Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut. – Eph 2,20-22
An den Wandflächen zwischen den Fenstern und im Chorraum stehen unter Fialenbaldachinen auf Laubwerkkonsolen 18 Skulpturen aus Sandstein, in den Seitenschiffen jeweils vier und im Chorraum zehn Heiligenfiguren. Nach der Überlieferung sind es Jesus und die Apostel und weitere Heilige mit Bedeutung für die Everswinkeler Gemeinde.
Die Figuren wurden zum Ende des 19. Jahrhunderts von einem Bildhauer aus Münster geschaffen. Die Baldachine und Konsolen stammen noch aus der Erbauungszeit der Kirche.
In der Bildsprache der kirchlichen Kunst werden den Heiligen Gegenstände als Erkennungsmerkmale (sog. Attribute) beigefügt. Mithilfe der Attribute im jeweiligen Kontext ist oftmals auch ohne weitere Angaben eine Bestimmung der dargestellten Heiligen möglich.
Name | Attribute
Simon Zelotes | Säge, Buch (für das Neue Testament)
Bartholomäus | Messer
Jakobus der Jüngere| Walkerstange, Buch
Matthäus (Evangelist) | Schriftrolle, Buch
Augustinus von Hippo | Mitra, Bischofsstab, Buch
Paulus | Schwert
Maria Regina apostolurum
Simon Petrus | Schlüssel, Buch
Franziskus | Mönchsgewand, Rosenkranz, Kreuz (fehlt)
Heinrich II | Kaiserkrone, Kirchenmodell
Christus Salvator mundi | Segnende Hand und Kristallkugel
Thomas | Lanze, Buch
Johannes (Evangelist) | ohne Bart, Kelch mit Schlange
Judas Thaddäus | Keule, Buch
Matthias | Hellebarde (oberer Teil fehlt), Buch
Andreas (Bruder von Simon Petrus) | X-förmiges Kreuz, Buch
Jakobus der Ältere (Sohn des Zebedäus) | Pilgerstab, Buch
Philippus | Kreuz (fehlt), Buch in der linken Hand
Schon die frühen Christen suchten die Orte in Jerusalem auf, die Jesus Christus auf seinem Leidensweg passierte, um dort als Pilger zu beten, dem Leiden und Sterben Christi zu gedenken und selbst mitzufühlen, wie er gelitten hat.
Ursprünglich gab es nur zwei Stationen: die Burg »Antonia« als Ort der Verurteilung Jesu durch Pontius Pilatus und den Hügel Golgota (auch Golgotha oder Golgatha), wo Jesus gekreuzigt wurde. Der Weg, der diese beiden Orte miteinander verbindet, wird »Via Dolorosa« (lat. Der schmerzensreiche Weg, Leidensweg) genannt und führt durch die Straßen der Altstadt Jerusalems.
Da nicht alle Menschen ins Heilige Land pilgern konnten, entwickelte sich im Mittelalter bald der Brauch, die Jerusalemer »Via Dolorosa« an anderen Orten nachzubilden. Es wurde ein Weg angelegt, oftmals in der exakten Länge des Prozessionsweges in Jerusalem. Meistens führte er in Anlehnung an den Hügel Golgota einen Berg hinauf, den sogenannten Kalvarienberg.
Im Laufe der Zeit wurde der Passionsweg um weitere Stationen ergänzt, damit die Gläubigen den Weg Jesu möglichst genau nachgehen konnten. Im 14. Jahrhundert waren zunächst sieben Kreuzwegstationen üblich, die an die sieben römischen Stationskirchen und die sieben Tagzeiten des Stundengebets erinnerten. Um das Jahr 1600 umfasste der Kreuzweg bereits 12 Stationen, die letzten beiden Stationen der Kreuzabnahme und der Grablegung wurden 1625 vom Franziskaner Antonius Daza angefügt. Bis heute gehören zu einem Kreuzweg 14 Stationen, die singend oder betend abgeschritten werden. Die meisten der beschriebenen Szenen folgen der biblischen Passionsgeschichte, einige werden nicht ausdrücklich in der Bibel erwähnt.
Ab 1700 wurden zuerst in den Kirchen des Franziskanerordens, später auch in anderen katholischen Kirchen, die einzelnen Kreuzwegstationen in Wandbildern dargestellt. Der Franziskanermönch Leonhard von Porto Maurizio entwickelte eine Gebetsanleitung, nach welcher auch heute noch die Kreuzwegsandachten gebetet werden. „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.“ 1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt (Mt 27,11-26)
2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (Mt 27,27-31)
3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen (Mt 27,32)
6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen (Lk 23,27-31)
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt (Mt 27,35)
11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (Lk 23,33-43)
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz (Mt 27,45-51,54)
13. Station: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt (Joh 19,38)
14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt (Mt 27,57-66)
Aus der „Explosionsdarstellung“ des Entwurfs kann der Betrachter in ungewöhnlicher Weise entdecken, dass die vier Eckquader und sieben mittlere Sandsteinquader sich unmittelbar zusammenfügen zu einem massiven, monolithisch anmutenden Altar, der außen eine feine Gliederung erhält. Er nimmt aus dem bisherigen Altar die Mensa (Tischplatte) ebenso wie das für die Gemeinde bedeutsame Bildnis des „Lamm Gottes“ als Zeichen für den Opfertod Jesu aus der Werkstatt des Beckumer Bildhauers Heinrich Gerhard Bücker (1922-2008) auf.
„Der Baumberger Sandstein wurde bewusst als bereits in der Kirche für den sakralen Schmuck besonders reichlich verwendetes Material gewählt“, erläuterte die Architektin Monika Göddeker aus Münster die Gedanken zu ihrem Entwurf. Der vom Everswinkeler Bildhauer Stefan Lutterbeck ausgeführte Altar wurde auf neue, etwas hellere Bodenplatten aus Juragestein gesetzt und erfährt so eine unauffällige Unterstreichung als Herzstück der Kirche. Auf dem Altar wird in jeder Eucharistiefeier Jesus Christus in besonderer Weise gegenwärtig bei dem Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Freunden.
Der Ambo wurde in gleicher monolithischer Formensprache aus Sandstein und altem Eichenholz ausgearbeitet. Der “Tisch des Wortes“ hat seinen neuen Platz auf der südlichen Seite des Chorraumes. Hierdurch wurde der Blick auf das besonders wertvolle Sakramentshaus aus der Entstehungszeit der Kirche freigegeben.
In der gleichen Art ist auch die Stele für das wertvollste sakrale Kunstwerk gestaltet, die Pietà von 1460, die noch aus dem romanischen Vorgängerbau der Kirche stammt. Diese ist nunmehr gut sichtbar in der Apsis des rechten Seitenschiffes platziert.
Bei einer Grundrenovierung des Kirchenraumes im Jahre 1957 fand man an fast allen Gewölben des Langhauses unter der neugotischen Übermalung und älteren Tünchen die gut erhaltene originale spätgotische Ausmalung. Sie wird durch eine teilweise zerstörte Inschrift am Chorbogen auf 1523 oder 1533 datiert.
Die ornamentale Ausmalung zeigt farbige Bänder, die die Gewölbegurte und Rippen begleiten und die Scheitel der Gewölbekappen unterteilen. Aus diesen Linien wachsen Blätter und Ranken hervor, die sich in den Zwickeln und Scheiteln der Gewölbekappen zu reichen ornamentalen Gebilden verdichten. In diesen Ranken sind Akanthusblätter, phantasievolle Blüten und Vögel hineinkomponiert. Sie verweisen auf das himmlische Paradies, das uns als Ort „des Lebens in Fülle“ verheißen worden ist. Die gemalten Allianzwappen gehören den Familien von der Berge, von Moneke und von Langen.
Bemerkenswert ist das mittlere Gewölbefeld. Es zeigt Christus als Schmerzensmann und Engel mit den Leidenswerkzeugen. Christus als Halbfigur im Grabe stehend ist eingehüllt in einen roten Purpurmantel. Im Hintergrund sind zwei Engel zu sehen, beide bekrönt mit einem Kreuz. Darunter die Inschrift: ,,Ecce homo“ (,,Da, seht den Menschen!“, Joh 19,5).
An der rechten und linken Seite des Gewölbefel
Das Kircheninnere wird durch dreibahnige Fenster mit bildlichen Darstellungen erhellt. Während im Kirchenschiff und an der Südseite des Chores Heilige dargestellt sind, die in Bezug zur Kirche und ihrer ländlichen Bevölkerung stehen, zeigen die Fenster der Apsis, die bei der Firma Leo Hertel in Düsseldorf gegen Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt wurden, Begebenheiten aus dem Alten und Neuen Testament.
1 St. Hubert von Lüttich
2 Maria Immaculata
3 St. Agnes von Rom
4 Verkündigung an Maria, Vertreibung aus dem Paradies
5 St. Magnus und St. Vitus unter dem Kreuz. Unten: St. Bonifatius, St. Lambertus, St. Ludgerus
6 Christi Auferstehung. Unten: Ijob
7 St. Antonius Abbas
8 St. Isidor von Madrid
9 St. Aloysius von Gonzaga
10 St. Joseph von Nazaret mit Jesuskind
11 St. Franz Xaver
12 Wappen. Inschrift: Rev. D. Josephus Schütte Parochus in Everswinkel 1857
Glaswerkstätten:
Fenster im Seitenschiff # 1-3; Fenster im Chor # 7-8; Fenster im Seitenschiff 9-11
Julius Matschinski, Jugendstil um 1910 ; Antik-,Kathedralglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb
Fenster im Chor # 4-6
Fa. Hertel und Lersch, Neogotik um 1900; Antikglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb
Signatur: Hertel & Lersch Düsseldorf 190.
Fenster im Turm # 12
Künstler unbekannt , Antikglas/Blei/Schwarzlot/Butzengläser
Holz zählt seit Menschengedenken zum bedeutendsten und vielseitigsten Rohstoff, der für die Herstellung von Werkzeugen, Kunstwerken, Instrumenten, Dekorartikeln, Nutzgegenständen und besonders im Baugewerbe verwendet wird. So sind im Turm die Obergeschosse, der Glockenstuhl und die Turmhaube aus Holz konstruiert, ebenso wie der Dachstuhl über den Gewölben.
Auch im Kirchenraum finden sich viele Ausstattungselemente aus Holz. Die neuen Sedilien – der Priestersitz und die Sitze für Konzelebranten und Messdiener – sind aus dunklem Eichenholz gefertigt. Ebenso bestehen Kruzifixe und ein Teil der Skulpturen und Reliefs aus diesem Werkstoff. Gerade die vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten prädestinieren Holz als einen Werkstoff für feingliedrige Gestaltungen.
Die thermischen Eigenschaften des Holzes sorgen dafür, dass da, wo sich Menschen aufhalten, vieles aus Holz ist. So sind auch die Fußböden unter dem Laiengestühl im Hauptschiff und unter den Chorbänken aus Holz.
Die Kirchenbänke für die Gemeinde waren zur Bauzeit der Kirche noch nicht vorhanden. Von Beginn der Reformation an waren Kirchenbänke typisch für protestantische Kirchen, während sich Kirchenbänke in römisch-katholischen Kirchen nur langsam durchsetzten. Das vorhandene Laiengestühl wurde wahrscheinlich bei einer Renovierung um 1900 eingebaut. Zum vorherigen Gestühl gibt es aus 1883/1886 Aufzeichnungen zu den „Besitzern“:
„Auch die Stirnstücke verschiedener Bänke haben Inschriften und Ornamente und jene des 16. Jahrhunderts einen halbkreisförmigen Abschluss, theilweise Architekturblenden, und drei von 1580 und 1581 die Namen der Inhaber, so ein älterer (1580) Bernhardus Schulte tho Ummegrowe, Hinrich Schulte thor Mussen beide besitters dusses stoels, – ein anderer: Henrich Averberch, Johann Luke, Jurgen Potterman Klein Snider al dri bositters dusses stoles Anno Dom(ini) 1580. Dieser Kleinschnitzer hat sie wohl auch gefertigt.“
Als Paramente werden die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien bezeichnet. Sie sind oft künstlerisch gestaltet und richten sich in der Farbgebung meist nach den liturgischen Farben des Kirchenjahres.
Die Sankt Magnus-Kirche birgt mit ihrem historischen Fastenvelum aus dem Jahre 1614 einen besonderen textilen Schatz. Die sogenannten Hungertücher haben in Westfalen und im Münsterland eine lange Tradition. Diese geht auf das mittelalterliche Fastenbrauchtum der Altarverhüllung zurück. Seit frühchristlicher Zeit bis heute werden während der Passionszeit Kreuze, Bilder und Reliquiare verhüllt. Das Hungertuch wird am Aschermittwoch zu Beginn der Fastenzeit meistens im Chorbogen der Kirche aufgehängt um den Gläubigen die Sicht zum Altar zu nehmen. Erst am Mittwoch der Karwoche wird es wieder entfernt.
Das Everswinkeler Fastenvelum. Es zeigt die fünf Motive des schmerzhaften Rosenkranzes.
In jetziger Gestalt weist das Tuch fünf Bildfelder auf, je 67 × 55 cm groß: „Christus am Ölberg“, „Geißelung“, „Verspottung“, „Kreuztragung“ und in der Mitte „die Kreuzigung“. Letztere zeigt die Inschrift „O crux Ave Spes unica Anno 1614 , Henrich Vos, Catrina Droste“ Darunter die Wappen: Vos, Droste, Lange, Bilerbek. Die Ölbergszene trägt oben die Inschrift „Abba pater“, unten „Anna Vos“; die Geißelung „Passus est propter nos“, unten „Rotger Vos“; die Verspottung hat oben die Inschrift „Ave rex Iudeoru(m), Ecce homo“ unten: „Sofia Vos“; auf der Kreuztragung steht oben: „Vere languores nostros ipse tulit“, unten: „Johan Vos“.
Zur Ausstattung von Sankt Magnus gehört ein besonderer schmiedeeisener Leuchter. Der Leuchter selbst stammt aus der Zeit um 1500, wogegen das Kreuz gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist.
Es fällt schwer, den ursprünglichen Sinn dieses Leuchters zu deuten. Mit seiner Höhe von 3,76 m und seiner Spannweite von 1,34 m verweist er auf ein Symbol das im Spätmittelalter in dieser Form Verbreitung fand. Die weit ausladenden Arme mit ihren blütenartigen Verzierungen verweisen auf den Lebensbaum, der im Baum des Kreuzes begründet ist. Durch den Tod Jesu auf Golgatha ist das Kreuz zum „Baum des Lebens“ geworden. Durch den Ungehorsam des Adam kam der Tod, durch den Gehorsam Jesu das Leben. Dieser Gedanke wurde im Mittelalter aufgegriffen und fand im Spätmittelalter zu einer Stilisierung, für die unser Leuchter ein Beispiel sein könnte. Der Leuchter findet heute noch seine Verwendung in der Karfreitagsliturgie und zum Fest der Kreuzerhöhung am 14. September.
Die Glocken von Sankt Magnus haben eine wechselvolle Geschichte. Vor dem Ersten Weltkrieg ließ Pfarrer Bronnert die geborstene, große Glocke durch Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher umgießen. Die neue erreichte aber nicht die Klangschönheit der alten.
Da die Glocken im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, goss F. Otto in Hemelingen 1919 und 1920 drei neue:
Die erste war 1,55 Meter groß, 44 Zentner schwer, mit folgender Inschrift: „F. OTTO IN HEMELINGEN ME CUM DUOBUS SORIIS FUDIT. A. D. 1919/20 (A.(NTON) BRONNERT PAROCHUS.“ „F. Otto in Hemelingen goss mich mit zwei Schwestern im Jahre 1919/20. A. Bronnert, Pfarrer.“ Die zweite, 1,30 Meter hoch, 1235 Kilogramm schwer, trug die Inschrift: „STAE MARIAE REGINAE PACIS HONOR ET GLORIA. 1920.“ – „Heilige Maria, Königin des Friedens, Ehre und Ruhm.“ Die dritte, 1,15 Meter hoch, im Gewicht von 925 Kilogramm, zeigte als Inschrift: „STE. VITE, COMPATRONE, ORA PRO NOBIS.“ – „St. Vitus, Mitpatron, bitte für uns.“ Dieses Geläute zeichnete sich aus durch Klangstärke und Klangreinheit.
Auch im Zweiten Weltkrieg waren die Glocken eingezogen und eingeschmolzen worden. Am 28. Oktober 1947 wurden nun in Gescher durch Petit & Gebr. Edelbrock drei neue Glocken gegossen, die 1947 am Heiligen Abend erstmalig ihr feierliches Geläut über das Dorf erschallen ließen. Die neue Magnusglocke hat 29 Zentner Gewicht und die Inschrift: „SUM SANCTI MAGNI, MAGNA VOCO FIDELES. DUM MOVEOR MANIBUS CORDA MOVERE VOLO.“ – „Ich bin St. Magnus und rufe mit lauter Stimme die Gläubigen. Während ich mit den Händen bewegt werde, will ich die Herzen bewegen.“ Dieselbe Inschrift trug auch die vor dem Ersten Weltkrieg gegossene Magnusglocke. Die Marienglocke und die Vitusglocke haben beide dieselbe Inschrift wie die unter Pfarrer Bronnert 1920 gegossenen Glocken.
Das Turminnere bietet zwei übereinandergelegte Gewölbe, erst darüber erhebt sich der Turmschaft. Die Ost-West-Achse des unteren Geschosses ist nach Norden (um 0,42 m) verlegt; damit fallen der südliche Gurtbogen und die Nische breiter aus, um Raum für einen Treppenaufgang zu sichern. Das gedrungene, schwere Gewölbe mit seinen fast flachen Scheitellinien wird von tief ausgenischten Schildbögen getragen. Das Gewölbe des zweiten, oberen Turmraumes bildet eine Kuppel. Die beiden Geschosse finden vielleicht eine sinnvolle Erklärung in dem Verteidigungscharakter des Turmes; denn das obere ist nur durch einen engen, mannsbreiten Treppenaufgang mit scharfem rechtwinkligem Abknick kurz vor dem Austritt zu erreichen. Immer nur ein Angreifer, im Gebrauch seiner schweren Handwaffen wie Schwert und Lanze infolge der Enge der Stiege und des Abknicks schwerstens behindert, steht so den Verteidigern des oberen Geschosses gegenüber und sieht sich ihnen ausgeliefert.
An der Ostseite des Turmes unterhalb des Kirchendaches ist noch heute an Überresten die Stelle der Anbindung der alten romanischen Kirche zu erkennen; ihre Höhe lässt vermuten, dass auch sie schon ein dreischiffiges Langhaus war, ein Hinweis auf Größe und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gemeinde im 13. Jahrhundert.
Oben im Turm befindet sich die Glockenstube mit dem Glockenstuhl aus riesigen Eichenbalken. Als Teil einer Renovierung im Jahr 2011 wurde die historische Holzkonstruktion verstärkt und ausgebessert, verbunden mit einer Überarbeitung der Läuteanlage.
Im Vorfeld der geplanten Innenrenovierung der Pfarrkirche wurde hierbei außerdem die Dachkonstruktion und die Dacheindeckung des Kirchengebäudes überprüft. Anlass hierzu waren immer wiederkehrende Sturmschäden an der Dacheindeckung.
Die festgestellten Schäden an der Dacheindeckung, an der Dachkonstruktion des Kirchenschiffs und der hölzernen Konstruktion des Turmes waren so gravierend, dass vor der Innenrenovierung eine umfassende Sanierung erfolgen musste. Geschädigte hölzerne Tragwerkselemente im Turm sowie am Langhausdachstuhl wurden ausgebessert. Statische Verstärkungsmaßnahmen, vorbeugende Holzschutzmaßnahmen und eine Neueindeckung der Dachflächen sichern die Stabilität des Bauwerks für die Zukunft.
In früheren Jahrhunderten konnten viele Menschen nicht richtig lesen, so dass die Heilsgeschichte über ein Bildprogramm vermittelt wurde. Neben den Bildern der Heiligen wurden besonders auch Tiersymbole verwendet – ob als erklärende Attribute oder als versinnbildlichende Allegorie.
Auch in der Sankt Magnus-Kirche gibt es hier viel zu entdecken. Nicht nur Mensch oder Engel als Symbol des Evangelisten Matthäus sondern auch Löwen, Stiere und Adler für Markus, Lukas und Johannes finden sich auf dem Hochaltar und auf dem Triumphkreuz. Auf dem Sakramentshaus thront der Pelikan, der sich für seine Jungen opfert. Das Osterlamm als apokalyptisches Christussymbol befindet sich im Mittelpunkt der Eucharistie.
Hinter dem Altar versinnbildlichen Stier, Fisch, Adler und Salamander die vier Elemente „Erde“, „Wasser“, „Luft“ und „Feuer“. Auch auf einigen Kirchenfenstern finden sich Tierdarstellungen: die Schlange beim Sündenfall, ein Lamm und eine Taube bei der Hl. Agnes, der Hirsch bei St. Hubertus und ein kleines Schwein beim Hl. Antonius.
Eine figürliche Darstellung findet sich außen an der Südseite, am Traufgesims direkt unter der Dachrinne: eine Eidechse. Mit ihrem fratzen
Die Mitte des christlichen Gottesdienstes ist die Feier des Ostergeheimnisses Christi. Tod und Auferstehung Jesu bilden nach dem Glauben der Christen den Angel- und Wendepunkt der gesamten Menschheitsgeschichte. Die Schöpfung, einerseits der Vergänglichkeit unterworfen, ist durch Christus zur Hoffnung auf Unvergänglichkeit berufen: „Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,20).
Die Liturgie verkündigt den Beginn der neuen Schöpfung, die von Gottes Herrlichkeit (Doxa) erfüllt ist. Diese neue Wirklichkeit, die von Gott her auf uns zukommt (das zukünftige, neue Jerusalem), muss anschaulich werden, soll sie nicht bloße Theorie bleiben. Das „Wort“ muss „Fleisch“ werden, und zwar in allen Lebensbereichen der Kirche (Gottesdienst, Lehre, tätige Liebe).
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Auf dieses geheimnisvolle Wohnen Gottes unter uns antwortet der Mensch angemessen durch das Danken (Eucharistie) oder die Lobzusage an Gott (Doxologie). Hier liegt die Berechtigung, ja Notwendigkeit zweckfreier, festlicher Liturgie, in der der Widerspruch konkreter Gestaltwerdung (Vergegenwärtigung) und ehrfurchtsvoller Anerkennung der Unfassbarkeit Gottes (Doxologie) aufgehoben wird.
Der Kirchenbau, der dieser Feier Raum gibt, wird zum Ort der Anschaulichkeit des Wortes, er wird Gestalt gewordene Theologie oder „Doxologie in Stein“.
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